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Hobbyfunk-News


04.12.2013

Bayerisches Dorf in Angst vor geplanter Mobilfunkstation

Angst und Unsicherheit herrschen seit Oktober 2013 in dem bayerischen Dorf Obereggersberg. Der Grund dafür ist eine ganz normale Mobilfunk-Basisstation.

Das Dorf liegt in einem Talkessel und ist bisher mobilfunktechnisch schlecht erschlossen. Überragt wird das Dorf von einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert, das als Hotel und Tagungsstätte genutzt wird. Um seinen Gästen eine einwandfreie Mobilfunkversorgung zu bieten, hat der Betreiber der Hotelanlage beschlossen, zusammen mit der Deutschen Telekom im Dachstuhl des historischen Schlossgebäudes eine Mobilfunkstation zu installieren.

Es handelt sich um eine herkömmliche Mobilfunk-Basisstation für GSM und LTE 800. Die Anlage soll in erster Linie der Versorgung des Gebäudes dienen, aber auch die mangelhafte Mobilfunkversorgung in der Umgebung verbessern. Eine Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur liegt vor. Selbst bei hundertprozentiger Auslastung würden die Emissionen der Anlage nach Angaben des Betreibers nur wenige Prozent des zulässigen Grenzwertes erreichen.

Dennoch hat die geplante Errichtung der Basisstation bei einem Großteil der Dorfbewohner zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Sie fühlen sich bei Planung übergangen und befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das elektromagnetische Feld, das von der Anlage ausgehen wird.

Maßgeblich beteiligt an der Verunsicherung der Dorfbewohner sind Funktionäre der "Ökologisch Demokratischen Partei" (ÖDP). So schrieb ein Bewohner in einem Leserbrief an die Ortspresse, er habe "dank der fachkundigen Auskunft" eines ÖDP-Funktionärs erfahren, welche "Gefahren für die Bevölkerung" von der geplanten Mobilfunkanlage ausgehen. Durch die Anlage würden die Dorfbewohner "einer elektromagnetischen Strahlung von 475.000 Nanowatt pro Quadratzentimeter oder höher ausgesetzt". "Dies" - so der Leserbriefschreiber weiter - "bedeutet, dass wir einer Belastung standhalten müssten, als wären wir Würstchen in einer Mikrowelle". Der geplante "hochfrequente Sendemast" würde "ab einer Entfernung von 100 Metern so stark (strahlen), dass die Anwohner inklusive aller Kinder in ihrer nächtlichen Tiefschlafphase gestört werden". Dadurch werde "das Immunsystem aller Bewohner, die in der Nähe eines LTE-Funkmastes wohnen, geschwächt".

Qualifizierte Fachleute können über solche Aussagen nur den Kopf schütteln - so auch Prof. Dr. Alexander Lerchl von der Bremer Jacobs-Universität. Dr. Lerchl war bis zum Jahre 2012 Vorsitzender des Ausschusses "Nichtionisierende Strahlung" bei der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK), die die Bundesregierung in Strahlenschutzfragen berät.

In einem Leserbrief an die örtliche Presse schreibt Dr. Lerchl, er verfolge die Diskussionen mit zunehmender Verwunderung. Es sei "spätestens seit 2011 anerkanntes Fachwissen, dass von Mobilfunkstationen keine gesundheitliche Gefährdung ausgeht". Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe dies kürzlich noch einmal bekräftigt. Die Diskussion um mögliche Gefährdungen durch Mobilfunkstationen sei "wissenschaftlich beendet". Warum sie dennoch immer wieder aufgewärmt wird, sei ihm, Lerchl, schleierhaft. Vermutlich gebe es "Interessen jenseits der vernunftbasierten Kommunikation".

Inzwischen deutet sich ein Kompromiss an: Der Schlossbesitzer und die Deutsche Telekom haben sich bereit erklärt, dasjenige Antennensegment der geplanten Sendeanlage, das auf das Dorf gerichtet ist, nicht in Betrieb zu nehmen. Obereggersberg hat damit gute Aussichten, weiterhin im Mobilfunkschatten zu verbleiben.

Dennoch hat die Gemeinde beschlossen, erst einmal ein Gutachten über die zu erwartende "Strahlung" in Auftrag zu geben. Mit der Untersuchung soll das "Umweltinstitut München" beauftragt werden. Bei dem "Umweltinstitut München" handelt es sich um einen mobilfunkkritischen Verein, der u.a. eine Verschärfung der Grenzwerte für Funkanlagen und Warnhinweise auf Handys fordert. Einem Pressebericht zufolge soll das Gutachten des Münchner Vereins rd. 6900 Euro kosten. Weil das "Umweltinstitut München" nicht vom Landesamt für Umwelt als Fachbüro anerkannt sei, gebe es für das Gutachten keine Zuschüsse aus Landesmitteln in Höhe von 90 Prozent.

Eine Diskussion, in der auch weitere Hintergründe dieses Falles beleuchtet werden, findet im Internet im "IZgMF-Forum" unter http://tinyurl.com/izgmf-eggersberg statt.

- wolf -

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