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RTR-Interview mit Michael Lennarz

Der RTR-Rundspruch führte mit dem Vorsitzenden des Deutschen Arbeitskreises für CB- und Notfunk e.V., Michael Lennarz, folgendes Interview. Das Gespräch fand am 23. Mai am Rande der DAKfCBNF-Tagung in Soest statt. Die Fragen stellte Alexander W. Eisele.

Das Original-Interview ist am 14. Juni ab 10 Uhr im RTR-Rundspruch zu hören. Der RTR-Rundspruch wird auf dem FreeNet-Kanal 2 (149,0375 MHz) ausgestrahlt und von zahlreichen lokalen CB-Funk-Stationen übernommen. Senderstandort ist der Große Feldberg im Taunus.

 

RTR: Michael Lennarz, seit wann gibt es den Deutschen Arbeitskreis und auf welcher Grundlage wurde der DAKfCBNF e.V. gegründet?

Michael Lennarz: Den Deutschen Arbeitskreis gibt es seit 1982, und quasi die Geburtsurkunde des Deutschen Arbeitskreises ist die Bundestagsdrucksache - jetzt frag mich nun nicht nach der Nummer (Anmerkung des Interviewers: es ist die Bundestagsdrucksache 9/2274-1982) - aus dem Herbst 1982, in welcher der Deutsche Bundestag "einstimmig" beschlossen hat, den CB-Funkern zu empfehlen, sich in einem Arbeitskreis zusammenzuschließen.

RTR: Michael, wenn ich jetzt die nächste Frage stelle, möchte ich Dich nicht in Verlegenheit bringen; Du kannst mir auch nur eine ungefähre Zahl nennen. Wenn man zusammenfassen würde, wieviele CB-Funker werden durch die Mitgliedsorganisationen bzw. durch deren Delegierte im Deutschen Arbeitskreis ungefähr vertreten?

M. L.: Es werden ca. 30.000 CB-Funker im Deutschen Arbeitskreis für CB- und Notfunk e.V. vertreten.

RTR: 30.000 Funker sind an der Gesamtzahl der CB-Funker nicht besonders viel. Worauf führst Du das zurück?

M. L.: Das muß man etwas relativieren. Es ist so: Wenn Zahlen über CB-Funk-Nutzer genannt werden, dann sind sie natürlich astronomisch hoch. Es sind aber teilweise Gelegenheitsfunker, Kinderspielzeuge (die könnte man ja auch als CB-Funker bezeichnen). An und für sich ist es jedoch nur ein Teil der Gesamtnutzer, nach meinem Wissen etwa 300.000, die man als wirkliche CB-Funker - also die es regelmäßig und wirklich machen - bezeichnen. Und wenn man es so betrachtet, sind 10 Prozent Organisationsanteil gar nicht so gering.

RTR: Wo sieht der Deutsche Arbeitskreis für CB- und Notfunk e.V. unter diesem Gesichtspunkt primär seine Aufgabe?

M. L.: Das ist natürlich festgelegt durch die Satzung: Informieren der Mitglieder, aber auch der breiten Öffentlichkeit; alle Informationen über CB-Funk zu sammeln und dann mit "einer" geschlossenen Meinung gegenüber Politik, Verwaltung und Industrie die Anliegen der CB-Funker zu vertreten.

RTR: Welche besonderen Probleme bestehen in diesem Zusammenhang - also die Wünsche der CB-Funker oder Delegierten in diesem Fall gegenüber der Verwaltung oder der Politik oder der Industrie unter einen Hut zu bringen oder zu realisieren?

M. L.: Die Schwierigkeit ist zunächst einmal, daß sich die CB-Funker eine geschlossene Meinung bilden, und dies sind ja quasi 30.000 CB-Funker. Und bevor man da mal zu einer geschlossenen Meinung kommt - das kann eben mehrere Tagungen des Deutschen Arbeitskreises dauern. Und erst dann können wir ja vertreten, wie es (also die Beschlußlage) durch die demokratischen Abstimmungen zustande gekommen ist.

RTR: Apropo demokratische Abstimmungen: Heute war ja nun diese Tagung in Soest. Faß doch mal bitte in kurzen Stichworten an einem einfachen Beispiel zusammen, wie die Entscheidungsfindung vor sich geht.

M. L.: Die Entscheidungsfindung geht wie folgt vor sich: Die Wünsche, sagen wir mal eines CB-Funkers, muß dieser in seinem CB-Funkclub vertreten; dann stimmt dieser Club darüber ab. Der Club wiederum ist Mitglied in einer regionalen Vereinigung; auch dort muß der Wunsch des CB-Funkers durch die Abstimmungsmühle gehn. Und dann kommen die Delegierten der regionalen Vereinigung und gleichzeitig aus den verschiedenen Regierungsbezirken hier beim Deutschen Arbeitskreis zusammen und dann müssen die auch die Kollegen aus den anderen Regionen von der Richtigkeit dieses Wunsches oder der Beschlüsse überzeugen. Das heißt also: Demokratie von unten nach oben und nicht diktatorisch nur von Einzelnen bestimmt.

RTR: Michael, wenn ich Dich jetzt fragen würde, was unterscheidet den Vorsitzenden des Deutschen Arbeitskreises für CB- und Notfunk e.V. in seinem Aufgabengebiet, vom sagen wir einmal Vorsitzenden eines Fußballvereines?

M. L.: BOW, das ist eine schwere Frage, mit dem Fußball kenn ich mich gar nicht so aus, aber ich habe davon gehört, daß natürlich oft in den Fußballvereinen der Vereinspräsident der "Macher" ist und außerdem hat er es, wenn er in der Bundesliga spielt, mit einer hauptamtlichen Mannschaft zu tun - im Deutschen Arbeitskreis wird alles "ehrenamtlich" gemacht - und der Vorsitzende hat an und für die Wünsche oder die Beschlüsse der Mitgliederversammlung umzusetzen. Er selbst kann darauf keinen Einfluß nehmen und er muß auch Beschlüsse vertreten, nach außen hin, die ihm vielleicht persönlich gar nicht gefallen.

RTR: Mit anderen Worten: Der Vorsitzende selbst ist im Arbeitskreis, wenn ich das alles richtig verstanden habe, lediglich der "Ausführende"
dessen, was die Mitglieder oder in diesem Falle die Delegierten von ihm verlangen oder beschlossen haben?

M.L: Ganz genau. Er kann natürlich schon mal Akzente setzen, aber im Prinzip ist er ein "Dienstleister" gegenüber der Mitgliederversammlung.

RTR: Wenn der Vorsitzende heute beschließen würde: Ich kauf mir jetzt einen Ferrari auf Vereinskosten. Würde das so gehen?

M. L.: Also das, das wäre ja absolut satzungswidrig! Theoretisch gehen würde es, aber es wäre absolut satzungswidrig und außerdem gibt es in der Satzung bei uns einen Passus, daß alle Vorstandsbeschlüsse von der Mitgliederversammlung genehmigt werden müssen.

RTR: Wenn nun der Vorsitzende des Deutschen Arbeitskreises, der Du ja bist, seinen Mitgliedern eine Empfehlung geben würde - wir haben vorhin schon darüber gesprochen - und die Mitglieder lehnen seinen Vorschlag ab, kann der Vorsitzende diese Empfehlung dann noch realisieren oder bedarf er in jedem einzelnen Punkt der Zustimmung seiner Mitglieder?

M. L.: Also, diesen Vorschlag kann er dann nicht realisieren. Er muß vorher die Delegierten überzeugen, sonst kann er den Vorschlag nicht umsetzen und realisieren.

RTR: Seit wenigen Wochen - um zu einem anderen Thema zu kommen - und zwar seit dem 1. Mai 1998 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte des Amateurfunks eine sogenannte dritte Lizenzklasse, also eine Einsteiger-Lizenz. Hat der Deutsche Arbeitskreis für CB- und
Notfunk e.V. in irgendeiner Weise dort oder daran mitgewirkt, daß diese neue Lizenzklasse eingerichtet werden konnte?

M. L.: Ja, der Deutsche Arbeitskreis hat im Jahre - ich glaube 1994 oder Ende 1993 - die Forderung aufgestellt, innerhalb des 70-cm-Amateurfunkbandes auch CB-Funk durchzuführen, aber mit einer sogenannten "kleinen" Prüfung. Zum Unterschied zu dem, was jetzt gekommen ist, wollten wir den Betrieb nur mit "zertifizierten" Geräten. Unser Vorschlag ist damals von den Amateurfunkverbänden - in diesem Fall spreche ich vom DARC e.V. - vehement abgelehnt worden.

RTR: Nun habe ich für den RTR-Rundspruch, vor kurzem eine Umfrage gemacht, und zwar eine Umfrage hinsichtlich der möglichen Anzahl der CB-Funker, die sich für diese sogenannte Einsteiger-Lizenz entscheiden. Ich erhebe nun nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein - nur kurz zusammengefaßt angemerkt: Von etwa 4 Millionen CB-Funkern, in den neuen und alten Ländern zusammen, haben nach dieser Umfrage ca 10 % großes Interesse an dieser Lizenz. Frage: Wo sollen diese CB-Funker - oder besser diese neulizenzierten Funkamateure - aufgefangen werden, wo sollen diese organisiert werden?

M. L.: Also zunächst einmal halte ich die Zahl von 4 Millionen CB-Funkern für etwas zu hoch gegriffen, ich sprach selbst vorhin von 300.000 CB-Funkern, die dies auch regelmäßig als Hobby betreiben, aber das wären dann auch immerhin noch 30.000. Aber zum Thema: Wir können natürlich keinem vorschreiben, in welchem Verband er sich organisiert, aber ich denke, daß ein Teil dieser aus dem CB-Funk stammenden - ich sag mal "Klasse-3-Funkamateure" - sich auch weiterhin gerne von uns vertreten lassen.

RTR: Funkamateure, also sogenannte etablierte Funkamateure, behaupten nun, die Lizenzklasse 3 drückt aus, was dieser Amateurfunk später werden wird, nämlich drittklassig. Würdest Du dies so unterschreiben?

M. L.: Also ich würde sagen, an und für sich nein. Ich würde sagen, daß diese Klasse sicher - es wird ja auch gesprochen von der Einstiegsklasse - eine Klasse ist, die [geeignet ist,] noch mehr Interesse am Amateurfunk hinzu zu gewinnen. Aber ein Teil dieser Funkamateure werden selbst von sich aus Funksendeanlagen bauen wollen - hier bringe ich das Stichwort "Steckdosenamateur" - aber deshalb sind das ja nicht drittklassige Menschen, sondern sie interessieren sich nur für einen bestimmten Teilbereich des Amateurfunks, nämlich rein für die Kommunikation, während der klassische Funkamateur sich auch technisch weiterentwickeln will und eben auch selbst bauen. Wobei man natürlich sagen muß: Je nach zur Verfügung stehendem Frequenzbereich werden auch vom etablierten Funkamateur die Geräte nicht mehr selbst gebaut. Der macht dies dann in anderen Bereichen.

RTR: Michael, wenn ich jetzt nach Deinen persönlichen Wünschen fragen will, sei es im Hinblick auf den Deutschen Arbeitskreis, sei es im Hinblick auf den CB-Funk ingesamt, was würdest Du an die erste Stelle setzen?

M.L: Ja - das ist eine schwierige Frage, aber beantworten wir sie pragmatisch: Ich wünsche mir eine Erweiterung des sogenannten "Kurzstreckenfunks", der anmelde- und gebührenfrei derzeit drei Kanäle im 2-m-Bereich [umfaßt] - der LPD-Bereich ist aufgrund der Regelungslage mit einer zu geringen Sendeleistung versehen. Also ich wünsche mir die Erweiterung der Nahbereichsfunk-Kanäle von jetzt drei auf sagen wir mal 20 Kanäle.

RTR: Bestehen dafür realistische Aussichten?

M. L.: Nach meinen Informationen sind Frequenzen freigehalten worden, um die drei Kanäle zu erweitern. Ob es direkt auf 20 geht, das weiß ich natürlich nicht.

RTR: Michael - ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Gespräch - ich habe mich sehr gefreut und ich bedanke mich auch herzlich im Namen all unserer Zuhörer. Vielen Dank.

 

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